Hallo an alle Leser/innen meines
Blogs,
Endlich gibt es mal wieder einen
richtigen Eintrag! Nun bin ich schon seit gut sechs Wochen in
Südafrika und ich habe vieles erlebt. Mein Projekt, den Aufbau eines
Computerzentrums an der Lumanyano Primary School in Needs Camp (
Mdantsane ist nicht mehr aktuell) hat leider noch nicht richtig
begonnen. Ich habe zwar schon eine sehr nette Gastfamilie aber das
neue Heim wird gerade erweitert und so ist mein Zimmer noch nicht
ganz fertig.
Meine Gastfamilie, bestehend aus einer
Mutter, einem Vater und einem kleinen Jungen, wohnt in einem
sogenannten „Shack“, einer Hütte bestehend aus Holz und
Wellblech. Das Dach ist zwar mit Nägeln befestigt, damit es dem Wind
standhält liegt aber noch ein Autoreifen obendrauf. Das sieht man
auf (fast) jedem „Haus“ in Needs Camp. Ursprünglich hatte meine
Gastfamilie nur zwei Räume für drei Personen: ein Schlafzimmer und
eine Küche. Der Garten diente zum Waschen der Wäsche, als
Badezimmer und auch das Toilettenhaus ist draußen. Dank des Anbau
haben sie jetzt einen Waschraum und ich habe ein eigenes Zimmer, das
sogar recht groß ist. Mein Gastvater ist traditioneller
Xhosa-Tänzer, sodass ich mich sehr freue das Tanzen zu lernen.
Besonders, weil in bunten Kostümen getanzt, getrommelt und gesungen
wird. Simphiwe ist sogar Teil des „Eastern Cape Dance Ensembles“
und hat bereits Länder wie China, Russland und auch Deutschland
bereist, um dort Vorführungen zu geben. Das kann man sich gar nicht
wirklich vorstellen, wenn man bedenkt in welcher Umgebung die Familie
wohnt. Ich kann auch wirklich immer nur wieder betonten, dass ich
meine Familie bei jeden Besuch (wir haben unzählige Male Holz und
Nägel vorbeigebracht) als herzlich, einladend und großartig erlebt
habe und ich mich deswegen auf den Umzug und die neue Lebensweise
sehr freue. Denn schließlich bin ich genau für diese Erfahrungen
hierhergekommen und bin sicher, viel über die Kultur der Xhosa zu
lernen. Außerdem bin ich mal auf das Essen gespannt, denn ein paar
afrikanische Gerichte habe ich bereits gegessen. Zum Beispiel Hirse
und Bohnen oder African Salad, der aus Maismehl und sauerer Milch
besteht. Minimeal wird gerade in der Xhosa-Kultur glaube ich oft
gegessen, weil es günstig ist.
Needs Camp besteht hauptsächlich aus
Shacks und ein paar kleinen „richtigen“ Häusern. Es gibt ein
paar Schulen und ein paar kleine Einkaufsläden in dem Ort, wo man
die wichtigsten Nahrungsmittel bekommen kann. Außerdem gibt es ein
Krankenhaus und eine Polizeistation, was sehr beruhigend ist. Auf der
Straße tummeln sich für gewöhnlich Rinder und Kühe, Ziegen, Gänse
und sonstiges Kleinvieh. Die Straße selber ist in einem
gewöhnungsbedürftigen Zustand, was aber ein geringes Problem ist,
da viele eh kein Auto besitzen und die Verhältnisse gewohnt zu sein
scheinen.
Meine Gastfamilie hat auch kein Auto
und so werde ich in Zukunft oft Taxi fahren. Ich bin bereits einmal
mit einer Freundin in die Stadt gefahren, was sich als erstaunlich
einfach rausgestellt hat. Meine riesige Waschschüssel, die ich an
dem Tag gekauft habe, und alle Einkäufe wurden einfach ins Taxi
gequetscht, neben mehr als 30 Kilo Mehl, Orangen und anderen
Nahrungsmitteln. Dann wird geartet bis das Taxi voll ist, für
gewöhnlich passen 13 Personen in ein Taxi, und dann geht es los. Das
Geld wird von hinten nach vorne durchgegeben, also immer aufpassen
nie vorne zu sitzen, sonst muss man das Geld verwalten, wechseln und
rechnen!
Was sehr interessiert ist, ist das
viele Frauen hier sehr füllig sind, was als schön gilt.
Zumindestens bei der älteren Generation ist das so, die jungen
Mädchen streben eher das Schönheitsideal des Westens an. Eine
füllige Frau zeigt, das der Ehemann ein guter Mann ist, der seine
Familie ernähren kann und für sie sorgt. Eigentlich alle Frauen
tragen hier auch Perücken, das das Haar der Schwarzen nicht wirklich
lang wird. Ist bestimmt ganz praktisch und Pflegeleicht, aber
irgendwie auch komisch. Ich persönlich finde es sehr hübsch, wenn
die jungen Mädchen ihre Haare kurz haben, da viele ein unglaublich
schönes Gesicht haben und kurze Haare das nochmal betonen. Sonst
gibt es aber Perücken jeder Länge, Farbe und so wird jeder Stil
bedient. Es gibt aber auch Haarpflegeprodukte, die die Haare chemisch
glätten, auch das gilt nämlich bei vielen (zumindestens jungen
Mädchen) als schön.
Eine Sache, die ich mir unbedingt noch
zulegen muss, ist ein traditionelles Kleid oder ein Rock mit Oberteil
oder sowas. Die sind so schön bunt und sehen toll aus! Sie werden
aber meistens von den Älteren getragen, junge Mädchen scheinen
Jeans zu bevorzugen.
Mama (ältere Frau), Tata (älterer
Mann), Sisi (junges Mädchen), Bhuty (junger Mann) usw. werden in
Xhosa als eine Art Titel verwendet und haben nichts mit dem
eigentlichen Beziehungsstand zu tun. Mama kann eine wirkliche Mutter
oder einfach einen ältere Frau sein. Tata ist für ältere Herren
oder wenn ich als Sissy respektvoll einen Mann anrede, der älter
ist als ich.
Außerdem wird so gut wie jeder einem
als Bruder oder Schwester vorgestellt, wenn es wirklich ein Freund
oder zum Beispiel ein Cousin ist. Das kann manchmal etwas verwirrend
sein. Hoffentlich habe ich das hier richtig dargestellt, wie gesagt,
manchmal ist das verwirrend.
Jetzt aber zurück zu meiner
eigentlichen Arbeit. Auch wenn mein Projekt noch nicht begonnen hat,
ist es nicht so, dass es nichts zu tun gibt. Besonders die ersten
Wochenende haben wir in dem Woody Cape Holiday Resort geholfen, da
sich dort einige hundert Schüler/innen aus der Region auf die Final
Exams vorbereitet haben. Weil die Durchfallquote unglaublich hoch
ist, haben die Lehrer/innen beschlossen die Wochenenden zum
Power-Lernen zu nutzen und die Jugendlichen gleichzeitig vom trinken
oder ähnlichem abzuhalten. Stattdessen sollte gelernt werden. Ich
finde diese Idee ziemlich gut, besonders weil viele nicht mal die
High School beenden. Das gilt besonders für Mädchen, die hier oft
sehr jung mit sechzehn oder siebzehn schon Mütter werden und dann
keine Perspektive haben. Ohne Abschluss und finanzielle Mittel, aber
mit einem Kind sind die Chancen auf einen Job eben gering. Besonders
in einem Land, wo die Arbeitslosenquote sowieso sehr sehr hoch ist.
Ich meine sogar von Prozentsätzen von 50 und mehr gehört zu haben,
wobei das natürlich auch auf die Region ankommt.
Ansonsten war ich in der letzten Woche
oft in einem Internet Cafe in East London, das von Hilltop betrieben
wird. Dort habe ich ausgeholfen und zum Beispiel standardisierte
Tests erarbeitet, die allen Trainern von Hilltop hoffentlich als Test
dienen können, sodass die Unterrichtsgestaltung leichter fällt.
Dafür habe ich dann natürlich auch Lösungen gemacht, was ziemlich
viel Zeit in Anspruch genommen hat. Die Tests sollen außerdem
vermeiden, das Trainer mangelhaftes Englisch verwenden und die Fragen
Grammatik- oder Rechtschreibfehler enthalten. Sonst erstelle ich zum
Beispiel Schülerverzeichnisse oder andere einfache Excel-Tabellen.
Sonntag werde ich jetzt aber ziemlich
wahrscheinlich umziehen, da ich gerade erfahren habe, dass der Umbau
fertig ist. Da Rommel (von der Partnerorganisation) mich Samstag aber
nicht hinbringen kann, werde ich Sonntag umziehen. Das wird nochmal
ein großer Akt, da ich alle meine gemachten Möbel und meinen großen
Koffer mitnehmen muss. Aber ich bin zuversichtlich, dass das alles
klappt!
Ich hoffe euch jetzt ein guten Einblick
über meine bisherigen Erfahrungen gegeben zu haben. Wenn ihr
trotzdem noch Fragen habt, bin ich natürlich immer gerne bereit
meine Erfahrungen zu teilen und Fragen so gut wie möglich zu
beantworten. Bitte bedenkt dabei aber, dass alles subjektiv ist und
ich immernoch neu in diesem Land bin, dass so vielfältig ist.
Liebe Grüße, bis bald!