Friday, October 28, 2011

Eine Menge Neuigkeiten


Hallo an alle Leser/innen meines Blogs,

Endlich gibt es mal wieder einen richtigen Eintrag! Nun bin ich schon seit gut sechs Wochen in Südafrika und ich habe vieles erlebt. Mein Projekt, den Aufbau eines Computerzentrums an der Lumanyano Primary School in Needs Camp ( Mdantsane ist nicht mehr aktuell) hat leider noch nicht richtig begonnen. Ich habe zwar schon eine sehr nette Gastfamilie aber das neue Heim wird gerade erweitert und so ist mein Zimmer noch nicht ganz fertig.

Meine Gastfamilie, bestehend aus einer Mutter, einem Vater und einem kleinen Jungen, wohnt in einem sogenannten „Shack“, einer Hütte bestehend aus Holz und Wellblech. Das Dach ist zwar mit Nägeln befestigt, damit es dem Wind standhält liegt aber noch ein Autoreifen obendrauf. Das sieht man auf (fast) jedem „Haus“ in Needs Camp. Ursprünglich hatte meine Gastfamilie nur zwei Räume für drei Personen: ein Schlafzimmer und eine Küche. Der Garten diente zum Waschen der Wäsche, als Badezimmer und auch das Toilettenhaus ist draußen. Dank des Anbau haben sie jetzt einen Waschraum und ich habe ein eigenes Zimmer, das sogar recht groß ist. Mein Gastvater ist traditioneller Xhosa-Tänzer, sodass ich mich sehr freue das Tanzen zu lernen. Besonders, weil in bunten Kostümen getanzt, getrommelt und gesungen wird. Simphiwe ist sogar Teil des „Eastern Cape Dance Ensembles“ und hat bereits Länder wie China, Russland und auch Deutschland bereist, um dort Vorführungen zu geben. Das kann man sich gar nicht wirklich vorstellen, wenn man bedenkt in welcher Umgebung die Familie wohnt. Ich kann auch wirklich immer nur wieder betonten, dass ich meine Familie bei jeden Besuch (wir haben unzählige Male Holz und Nägel vorbeigebracht) als herzlich, einladend und großartig erlebt habe und ich mich deswegen auf den Umzug und die neue Lebensweise sehr freue. Denn schließlich bin ich genau für diese Erfahrungen hierhergekommen und bin sicher, viel über die Kultur der Xhosa zu lernen. Außerdem bin ich mal auf das Essen gespannt, denn ein paar afrikanische Gerichte habe ich bereits gegessen. Zum Beispiel Hirse und Bohnen oder African Salad, der aus Maismehl und sauerer Milch besteht. Minimeal wird gerade in der Xhosa-Kultur glaube ich oft gegessen, weil es günstig ist.

Needs Camp besteht hauptsächlich aus Shacks und ein paar kleinen „richtigen“ Häusern. Es gibt ein paar Schulen und ein paar kleine Einkaufsläden in dem Ort, wo man die wichtigsten Nahrungsmittel bekommen kann. Außerdem gibt es ein Krankenhaus und eine Polizeistation, was sehr beruhigend ist. Auf der Straße tummeln sich für gewöhnlich Rinder und Kühe, Ziegen, Gänse und sonstiges Kleinvieh. Die Straße selber ist in einem gewöhnungsbedürftigen Zustand, was aber ein geringes Problem ist, da viele eh kein Auto besitzen und die Verhältnisse gewohnt zu sein scheinen.

Meine Gastfamilie hat auch kein Auto und so werde ich in Zukunft oft Taxi fahren. Ich bin bereits einmal mit einer Freundin in die Stadt gefahren, was sich als erstaunlich einfach rausgestellt hat. Meine riesige Waschschüssel, die ich an dem Tag gekauft habe, und alle Einkäufe wurden einfach ins Taxi gequetscht, neben mehr als 30 Kilo Mehl, Orangen und anderen Nahrungsmitteln. Dann wird geartet bis das Taxi voll ist, für gewöhnlich passen 13 Personen in ein Taxi, und dann geht es los. Das Geld wird von hinten nach vorne durchgegeben, also immer aufpassen nie vorne zu sitzen, sonst muss man das Geld verwalten, wechseln und rechnen!

Was sehr interessiert ist, ist das viele Frauen hier sehr füllig sind, was als schön gilt. Zumindestens bei der älteren Generation ist das so, die jungen Mädchen streben eher das Schönheitsideal des Westens an. Eine füllige Frau zeigt, das der Ehemann ein guter Mann ist, der seine Familie ernähren kann und für sie sorgt. Eigentlich alle Frauen tragen hier auch Perücken, das das Haar der Schwarzen nicht wirklich lang wird. Ist bestimmt ganz praktisch und Pflegeleicht, aber irgendwie auch komisch. Ich persönlich finde es sehr hübsch, wenn die jungen Mädchen ihre Haare kurz haben, da viele ein unglaublich schönes Gesicht haben und kurze Haare das nochmal betonen. Sonst gibt es aber Perücken jeder Länge, Farbe und so wird jeder Stil bedient. Es gibt aber auch Haarpflegeprodukte, die die Haare chemisch glätten, auch das gilt nämlich bei vielen (zumindestens jungen Mädchen) als schön.

Eine Sache, die ich mir unbedingt noch zulegen muss, ist ein traditionelles Kleid oder ein Rock mit Oberteil oder sowas. Die sind so schön bunt und sehen toll aus! Sie werden aber meistens von den Älteren getragen, junge Mädchen scheinen Jeans zu bevorzugen.

Mama (ältere Frau), Tata (älterer Mann), Sisi (junges Mädchen), Bhuty (junger Mann) usw. werden in Xhosa als eine Art Titel verwendet und haben nichts mit dem eigentlichen Beziehungsstand zu tun. Mama kann eine wirkliche Mutter oder einfach einen ältere Frau sein. Tata ist für ältere Herren oder wenn ich als Sissy respektvoll einen Mann anrede, der älter ist als ich.
Außerdem wird so gut wie jeder einem als Bruder oder Schwester vorgestellt, wenn es wirklich ein Freund oder zum Beispiel ein Cousin ist. Das kann manchmal etwas verwirrend sein. Hoffentlich habe ich das hier richtig dargestellt, wie gesagt, manchmal ist das verwirrend.

Jetzt aber zurück zu meiner eigentlichen Arbeit. Auch wenn mein Projekt noch nicht begonnen hat, ist es nicht so, dass es nichts zu tun gibt. Besonders die ersten Wochenende haben wir in dem Woody Cape Holiday Resort geholfen, da sich dort einige hundert Schüler/innen aus der Region auf die Final Exams vorbereitet haben. Weil die Durchfallquote unglaublich hoch ist, haben die Lehrer/innen beschlossen die Wochenenden zum Power-Lernen zu nutzen und die Jugendlichen gleichzeitig vom trinken oder ähnlichem abzuhalten. Stattdessen sollte gelernt werden. Ich finde diese Idee ziemlich gut, besonders weil viele nicht mal die High School beenden. Das gilt besonders für Mädchen, die hier oft sehr jung mit sechzehn oder siebzehn schon Mütter werden und dann keine Perspektive haben. Ohne Abschluss und finanzielle Mittel, aber mit einem Kind sind die Chancen auf einen Job eben gering. Besonders in einem Land, wo die Arbeitslosenquote sowieso sehr sehr hoch ist. Ich meine sogar von Prozentsätzen von 50 und mehr gehört zu haben, wobei das natürlich auch auf die Region ankommt.
Ansonsten war ich in der letzten Woche oft in einem Internet Cafe in East London, das von Hilltop betrieben wird. Dort habe ich ausgeholfen und zum Beispiel standardisierte Tests erarbeitet, die allen Trainern von Hilltop hoffentlich als Test dienen können, sodass die Unterrichtsgestaltung leichter fällt. Dafür habe ich dann natürlich auch Lösungen gemacht, was ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen hat. Die Tests sollen außerdem vermeiden, das Trainer mangelhaftes Englisch verwenden und die Fragen Grammatik- oder Rechtschreibfehler enthalten. Sonst erstelle ich zum Beispiel Schülerverzeichnisse oder andere einfache Excel-Tabellen.

Sonntag werde ich jetzt aber ziemlich wahrscheinlich umziehen, da ich gerade erfahren habe, dass der Umbau fertig ist. Da Rommel (von der Partnerorganisation) mich Samstag aber nicht hinbringen kann, werde ich Sonntag umziehen. Das wird nochmal ein großer Akt, da ich alle meine gemachten Möbel und meinen großen Koffer mitnehmen muss. Aber ich bin zuversichtlich, dass das alles klappt!

Ich hoffe euch jetzt ein guten Einblick über meine bisherigen Erfahrungen gegeben zu haben. Wenn ihr trotzdem noch Fragen habt, bin ich natürlich immer gerne bereit meine Erfahrungen zu teilen und Fragen so gut wie möglich zu beantworten. Bitte bedenkt dabei aber, dass alles subjektiv ist und ich immernoch neu in diesem Land bin, dass so vielfältig ist.

Liebe Grüße, bis bald!