Nach neun Monaten habe ich das Gefühl
es ist mal Zeit Danke zu sagen. Nocheinmal an alle, die mich
finanziell aber auch seelisch unterstützen,
mir immer wieder nett schreiben und aus Deutschland berichten.
Gleichzeitg ist mir heute morgen aber auch mal wieder bewusst
geworden, für
wie viele Dinge ich nach so langer Zeit dankbar bin bzw. die ich
doppelt oder dreifach schätze.
Hier kommt eine kleine Liste mich Dingen, die ich früher
mir selbstverständlich genommen hätte. Aber ein paar Monate
“Africa” können einem schon die Augen öffnen :-).
Eine Rolle Toilettenpapier:
Gestern habe ich eine Rolle Toilettenpapier geschenkt bekommen, was
absolut fantastisch war. Wieso? Von meiner alten Schule war ich
gewöhnt, dass es weder anständige Toiletten, noch Seife oder
Toilettenpapier gab. Man hatte immer eine 50/50 Chance, dass die
Spülung gerade funktionierte und wieder einen 50/50 Chance, dass
der rettende Wassereimer nicht gerade verschwunden war.
Toilettenpapier musste man sowieso selber mitbringen, außer zu
Beginn des Schuljahres, als das Geld vom Department kam, und um
Ostern, als meine Freundin aus Deutschland da war und wir “hohen
Besuch” hatten. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihre
Anwesentheit der einizge Grund war, dass auf einmal Toilettenpapier
bereitgestellt wurde. Auf jeden Fall war Toilettenpapier etwas sehr
wertvolles. An meiner jetzigen Schule ist es zwar schon anders,
immerhin haben wir drei ordentliche Toiletten mit Toilettenpapier,
und sogar Duftspray und ein Handtuch fur die Hände, normalerweise
habe ich mir aber morgens immer von zuhause ein bisschen
Toilettenpapier als Taschentuch in die Jackentasche gesteckt.
Gestern morgen habe ich das vergessen und im Office in der Schule
gefragt, ob ich mir was leihen könnte. Ausnahmsweise war es
nämlich auf den Toiletten gerade alle und die Putzfrau kommt immer
erst später. Daraufhin wurde mir gesagt, so ein Quatsch, du kannst
deine eigene Rolle mit in dein Klassenzimmer nehmen. Eine kostenlose
Rolle Toilettenpapier von der Schule. LUXUS!
Eine heiße Dusche: Wie ich es
liebe! Statt Wasser zu kochen, in eine Wanne zu gießen und sich mit
einem Waschlappen zu waschen, springe ich jetzt jeden Morgen unter
eine heiße Dusche. Dadurch, dass meine Gasteltern auch noch ein B&B
haben, stehen immer weiche, frische Handtücher bereit. Die Dusche
schätze ich vielleicht sogar noch etwas mehr als die geschenkte
Rolle Toilettenpapier.
Anständiges Brot: Ich habe
endlich anständiges Brot im Supermarkt entdeckt! Dunkles Brot mit
Körnern statt weichem Weißbrot, von dem man eine ganze Packung
essen kann ohne satt zu werden. Und gesünder ist es auch. Wenn man
dann noch den Kühlschrank öffnet und die Auswahl zwischen Salami,
Schinken, Käse, Marmelade, Peanut Butter, Sirup usw. hat, ist alles
perfekt.
Internet: Surfen OHNE Limit und
MIT Bildern und Videos – genial!
Waschmaschine: Handwäsche ist bei
schönem Wetter kein Problem, sobald es aber Kalt oder Nass ist wird
das Ganze schon zu einer Herausforderung. Eine Waschmachine und
Trockner erspart einem nicht nur viel Arbeit, Blasen an den Händen
und Zeit, ich habe auch das Gefühl, dass die Wäsche richtig sauber
wird. Vielleicht ist das nur Einbildung, schließlich waschen
Millionen Menschen nur mit der Hand und tragen saubere Kleidung,
aber irgendwie ist das schon was anderes. Aber ich muss auch sagen,
dass es mit Musik und Sonnenschein auch Spaß machen kann!
Eine große, gemütliche Coach:
Abends gemütlich auf der Coch liegen, Fernsehen gucken, Weintrauben
essen und um das Programm kämpfen (bei fünf Kindern....). Klingt
auf einmal richtig gut, auch wenn Disney Channel meistens die
meisten Stimmen bekommt. Immerhin kann ich jetzt alle Lieder
auswendig ;-).
Freunde: Gestern habe ich mich mit
zwei Mädchen in meinem Alter zum DVD-Abend verabredet. Das klingt
ganz normal, ist hier aber schon etwas besonderes. Ersteinmal kostet
das etwas und normalerweise habe ich nicht oft was mit Locals machen
können, die sich eine DVD, Chips oder sowas leisten konnten. In
Needs Camp war das natürlich auch schwieriger, weil der nächste
DVD Laden in East London war, aber trotzdem bedeutet mir das schon
viel. Die beiden Mädchen sind echt nett und wir haben so viel
gelacht, als wir über Filme geredet haben. Ich war erstaunt wie
viele Filme die kannten und dass ich mich richtig unterhalten
konnte. Wir unterhalten uns in Englisch, haben aber alle
verschiedene Muttersprachen. Xhosa, Afrikaans und ich eben Deutsch.
Wenn ich sage ich habe vorher wenig
mit Locals gemacht, soll das nicht heißen, dass wir nie was gemacht
haben. Im Gegenteil, ich war sehr, sehr oft bei Leuten zu Besuch und habe die
Zeit genossen. Aber die Aktivitäten sind natürlich begrenzt, wenn
man gar kein Geld ausgeben kann. Eine DVD kostet 15 Rand, also 1,50
Euro. Das ist zwar nicht viel, aber wenn man eine Familie ernähren
muss und kein Einkommen hat, bekommen 15 Rand eine ganz andere
Bedeutung.
Natürlich könnte ich hier noch viel
mehr auflisten, so gut wie alle “normalen” Dinge. Gutes Essen,
ein weiches Bett, eine unglaublich tolle Gastfamilie, nette Kollegen
und das schöne Wetter. Aber meine “kurze” List ist doch schon
länger geworden als ich geplant habe, sodass ich es hierbei belasse.
Auf jeden Fall bin ich aber gut für's Studentenleben vorbereitet, viel kann mich nicht mehr schocken. Es hat eben auch alles seine
Vorteile :-).