Thursday, November 3, 2011

Endlich in der Gastfamilie angekommen!


Hey!

Heute war mein erster richtiger Schultag, also erzähle ich mal ein bisschen von meinem Umzug und meinen Erlebnissen.

Ich habe die ersten Nächte erstaunlich gut geschlafen. Mit Skiunterwäsche, dicker Decke und Wärmflasche habe ich dem Wind in meinem Zimmer und der Kälte getrotzt. Das Waschen in der Wanne ist auch erstaunlich einfach, gestern und heute hatte ich damit keine Probleme. Die Toilette ist so eine andere Sache. Es ist doch eine Art Plumpsklo und Zeitung wird als Toilettenpapier benutzt. Das ist aber kein Problem, da ich einige Rollen Toilettenpapier bei mir im Zimmer versteckt halte. Ich habe übrigens auch herausgefunden, warum ich die einzige bin, die abends und morgens die Toilette benutzt, wenn es kalt ist. Die Anderen haben einen Eimer im Zimmer, der genommen wird, wenn man nachts auf Toilette muss, es aber kalt und dunkel ist. Aber dazu kann ich mich echt nicht entschließen, also gehe ich mit meiner Taschenlampe nach draußen.
Das Essen ist bis jetzt gut, auf jeden Fall gibt es genug. Keine große Auswahl oder etwas besonderes, aber man wird richtig gut satt. Maismehl mit Milch, selbstgemachtes Brot mit Butter und Ei oder Weet-Bix (eine Art Cereal) mit Milch zum Frühstück ist alles sehr gut. Meine Gastmama kann auch ganz toll kochen und wenn ich nach Hause komme steht das Essen immer gerade auf dem Tisch. Zu welcher Zeit ich komme, spielt keine Rolle, sie scheint immer zu wissen, wann das Essen fertig sein muss. Der Abwasch wird mit den Fingern gewaschen, ohne Tuch und Seife. Direkt vor der Tür draußen, wo die Gänse Überreste oder sowas essen. Wir essen auch mit Fingern, was ganz gut klappt.

Mein Zimmer ist sehr schön eingerichtet und ich habe jetzt auch zwei Türen, die ich abschließen kann. Das ist echt gut! Ich habe ein etwas schlechtes Gewissen, weil ich so ein großes, schönes Zimmer mit Bett habe und mein Gastbruder abends zwei Decken rausholt und auf dem Küchenboden schläft. Ohne Wärmflasche und Skiunterwäsche.

Meine Gasteltern sind ständig besorgt darüber, dass ich nicht genügend schlafe und esse. Afrikanisch genügsam eben. Glücklicherweise sind Lisa und Simphiwe sehr locker, und so soll ich essen was und wann ich will. Das macht jeder so. Lisa kocht zwar, aber feste Zeiten gibt es nicht. Ich bin ja sowieso „zu dünn“ und soll immer essen.
Momentan werde ich noch zur Schule begleitet, ich hoffe nächste Woche kann ich mein Rad nehmen und fahren. Der Weg ist einigermaßen lang zu laufen und mit einem schweren Rucksack noch länger. Aber die Bewegung tut mir gut!

Heute war ich zum ersten Mal richtig in der Schule und eigentlich sollten nur von 12.15 Uhr bis 13.00 Uhr die sechsten und siebten Klassen für je 15 min. reinkommen. Mein Plan war es, das Programm und die Computer kurz vorzustellen, sodass die Schüler sich für nächstes Jahr fest einschreiben können. Sobald ich aber gegen elf in der Schule war, kamen Schüler, und zwar viele. Die Lehrer haben sie bei mir abgesetzt und ich habe eine Klasse von gut 20 Leuten an sieben Computer für eine halbe Stunde oder länger gehabt. In das anfängliche Chaos eine Struktur zu bekommen war schwer, aber ich war streng und so hat es geklappt. Morgen kommen noch mehr Klassen, und auch die Lehrer wollten kommen, also werde ich um acht in der Schule sein und einfach schauen, was der Tag so bringt. Interesse besteht auf jeden Fall, die Schüler saßen zu viert oder fünft vor einem Computer und haben sogar die Essenspause freiwillig hier verbracht. Ich habe aber auch schon gelernt, dass man Autorität zeigen muss und nicht nachgiebig sein darf.

Von 07.50 bis 13.50 Uhr bin ich morgens jetzt in der Schule und von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr kommen die sieben Erwachsenen, die sind bereits für den Nachmittagskurs angemeldet haben. Vom Alter her sind alle unter 30 und die Mehrheit ist erstaunlicherweise weiblich. Nachmittags unterrichte ich mit Babes, einer jungen Lehrerin der High School, zusammen.
Abends gehe ich für gewöhnlich früh ins Bett, davor gucke ich mit der Familie fernsehen. Dann sitzen wir alle in der kleinen Küche, entweder auf den Stufen zu meinem Zimmer oder auf einem Stuhl (wir haben aber nur drei), und schauen irgendwelche afrikanische Soaps oder die Nachrichten.
Diesen Freitag ist hier in der Schule ein Tanzwettbewerb, an dem mein Gastvater auch plant teilzunehmen. Es wird ein Talent Scout da sein und viele Gruppen aus der ganzen Region. Im Moment ist also alles ganz gut, der Kontakt zu Jugendlichen in meinem Alter fehlt mir aber noch. Ich lerne so langsam mehr und mehr Leute hier kennen, durch meine Gastfamilie oder wenn ich zur Schule gehe, aber richtige Freundschaften konnte ich bis jetzt nur wenige schließen. Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in meinen „Alltag“ geben, ich freue mich natürlich auch immer, von euch aus der Heimat zu hören :-). Bis bald!

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